Sachsen-Anhalt/Altmark. Über 80 Kinder und Jugendliche bereiteten altmarkweit die Kinder-Utopienale in fünf Standorten vor und zwei Dutzend Aktive aus Kultur und Wissenschaft diskutierten Utopien für eine gemeinsame Zukunft von Teilhabe, Bildung, Kunst und Kultur in Salzwedel und Havelberg. Internationale Expert*innen u.a. aus Japan, den Niederlanden, Österreich, Kirgisistan, Dänemark, Baschkortostan, Syrien und Deutschland stellten Praxisbeispiele vor gerahmt von Kunstausstellung, Filmen und Musik.
Angesichts von Klimawandel, Krieg und Krisen waren sich alle Beteiligten einig: Nur gemeinsam können wir künftigen Generationen eine noch halbwegs lebenswerte Welt hinterlassen. Doch dazu braucht es generationsübergreifendes Verständnis und bürgerschaftliches Engagement. Letzteres ist aus Perspektive von Lokalpolitik und Verwaltung mit den Mühen täglicher Praxis verbunden, jedoch unersetzbar. Dies stellten unisono zum Beispiel die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen des Altmarkkreises Salzwedel fest. Cathleen Hoffmann aus Salzwedel fand sich da argumentativ auf einer Linie mit Prof. Azby Brown aus Japan, der zusammen mit Student*innen und jungen Akademiker*innen zu mehr Bürgerwissenschaftsprojekten aufrief. Das Konzept von „Citizen Science“ verbinde Bevölkerung und Wissenschaft gerade auf die Fragen hin: „Wie möchten wir morgen leben? Wie ist angesichts globaler Krisen eine Utopie von einer lebenswerten Welt schon heute umsetzbar? Und wie spiegelt sich dies in Kunst und (Jugend)-Kulturen?“
In der Hansestadt Havelberg fand dazu der zweite Teil der „Utopienale“ statt. Nachdem die UTOPIENALE der Kinder und Jugendlichen in und um Salzwedel vor drei Wochen im Rahmen des des Kunstfestivals „Wagen und Winnen“ fast siebzig Künstler*innen und dutzende Kinder und Jugendliche zusammenführte, trafen sich nun im Landkreis Stendal Künstler*innen, Ehrenamtliche aus der Zivilgesellschaft, Jugendliche, Politker*innen, Verwaltungsangestellte und Expert*innen aus der Wissenschaft, um ihre Formen von Utopie in Theorie und Praxis vorzustellen. Es ging um die Zukunft von Teilhabe, Inklusion, Kunst und Kultur als nachhaltige Haltefaktoren in ländlichen Räumen. Hierbei spielen Nachhaltigkeit im Allgemeinen und ein neues Verständnis von Bildung, Arbeit, Gesundheit und Freizeitgesellschaft eine entscheidende Rolle.
Ziel war es in Salzwedel und Havelberg, Lebensentwürfe und ihre zugrunde liegenden Utopien vorzustellen und zu diskutieren. Der Kongress verstand dabei „Utopie“ methodisch als etwas, was Menschen sofort angehen und schrittweise realisieren können. Themenfelder waren dabei die Klimakrise, der Angriffskrieg Russlands, Menschenrechte und Kapitalismuskrise im Spiegel von Kunst und Kultur und was dies alles für Jugendbeteiligung und Zivilgesellschaft in ländlichen Räumen bedeutet, regional und international, rational-theoretisch und künstlerisch-emotional.
In 2023 soll es Kooperationen geben mit dem niedersächsischen Filmfestival „UTOPIANALE“, dem Zukunfts-Labor Bremen und zahlreichen lokalen Initiativen: Aus Tangerhütte, Gardelegen und Stendal kämen bereits Signale des Interesses so Wolf Guenter Thiel vom Austragungsort OLD SCHOOL in Havelberg.
Ammar Awaniy, Herzensaltmärker aus Magdeburg: „In der Altmark stand ich das erste Mal auf einer Bühne, hier fanden meine ersten Lesungen meines ersten Buches statt und ich spüre jedesmal die inspirierende Kraft nicht nur der Natur, sondern auch der Menschen hier. Unser derzeitiges Projekt zusammen mit dem Theater der Altmark, das Klassenzimmerstück „Der Pascha von Magdeburg“, wird ab 2023 auf Altmark-Tournée gehen und setzt genau dort an: Kultur und Kunst als Haltefaktoren gegen demografischen Wandel in ländlichen Räumen zu stützen“.
Anne Buch, Künstlerin aus Salzwedel, plädierte in ihrem UTOPIENALE-Beitrag für eine altmärkische Jugendkunstschule. „Nur wenn Kinder und Jugendliche auch mittels Kunst zu mündigen Bürger*innen kulturell gebildet werden, wenn sie kritisch und an Teilhabe interessiert bleiben, werden wir morgen eine nächste Generation haben, die sich der Probleme vor Ort annimmt“.
Dr. Mieste Hotopp-Riecke, gebürtiger Gardelegener: „Dass Menschen gemeinsam mit extrem schmalem Budget jedoch mit viel Engagement etwas auf die Beine stellen können, hier im Jetzt für ein gemeinsames Morgen, zeigte lokal, überregional und international diese Utopienale. Unsere Gäste aus Kirgisistan, Baschkortostan, Australien und Österreich spiegelten uns aber auch genau unsere Herausforderungen: Die Hürden, um an Fördermittel zu kommen müssen runter, die Beträge hoch und es gilt umso merh: Kein Ehrenamt ohne Hauptamt! Mehr niedrigschwellige Unterstützung von Staat und Stiftungen für kulturelle Bildung und Bürgerwissenschaften ist geboten!“
Referent*innen: Kristian von Hornsleth (Kopenhagen / London), Susann Seifert (Altenburg), Takwe Kaenders (Landesverband Kunsthandwerk MV e.V.), Hofstetter Kurt & Barbara Doser (Österreich), Azby Brown (Japan, www.safecast.org), Cathleen Hoffmann (Salzwedel), Wolf Guenter Thiel (Havelberg), Emu Felicitas Osterman-Miyashita (CitizenScience.Asia. / Safecast), Maren Ernst (Uplift-Aufwind, Kirgisistan), Zulya Kamalova (Australien), Katharina Nabel (https://agroforst-altmark.de), Karsten Wittke (Baruth), Anne Buch (Salzwedel), Heidulf Gerngross (Österreich), Ruslan S. Gabbasov (Litauen/Baschkortostan), Martijn Schuppers (Niederlande), Dr. Mieste Hotopp-Riecke & Ammar Awaniy (Magdeburg), Chrissi Nierle & Stefan Kamlah (Ritze).
Kristian Hornsleth ist als Künstler und Aktivist eine Person des öffentlichen Lebens in Dänemark. Er setzt seinen Bekanntheitsgrad dafür ein, wichtige gesellschaftliche Defizite nicht nur zu nennen, sondern auch in sehr offensiven, groß angelegten Feldversuchen zu verkörpern und nachhaltig in den öffentlichen Diskurs zu implementieren. Bekannt wurde er als Agent-provokateur und durch großangelegte aktionistische Konzeptkunst in Uganda mit dem Hornsleth-Village-Projekt, dem Projekt Deep Storage und dem Homeless-Tracker-Projekt in London. Er inszeniert sich als Person als Sprachrohr für gesellschaftliche Randgruppen und Geächtete und macht sie zu Helden in seinen farbigen, popartigen Gemälden, die in Dänemark wirklich jeder kennt. Die Bilder sind frontal, aggressiv und omnipräsent im öffentlichen Raum.
Azby Brown stammt aus New Orleans und lebt seit 1985 in Japan. Er ist eine führende Autorität für japanische Architektur, Design und Umweltschutz sowie Autor vieler einflussreicher Bücher und Artikel, darunter The Very Small Home (2005), Just Enough: Lessons in Living Green from Traditional Japan (2010) und The Genius of Japanese Carpentry (2014). Er studierte Bildende Kunst und Architektur an der Yale Universität und wurde 1985 vom japanischen Bildungsministerium zum National Foreign Scholar ernannt, was sein Aufbaustudium in Architektur an der Universität Tokio unterstützte. 2003 gründete Azby das KIT Future Design Institute, das sich auf kognitive und kulturelle Fragen rund um die menschliche Hand und ihre Verwendung im kreativen Prozess konzentriert und gemeinsame Forschung mit Naturwissenschaftler*innen, Neuro-Wissenschaftler*innen und Wahrnehmungspsychologen betreibt. Seine kreative Arbeit wurde international in zahlreichen Galerien und Museen ausgestellt. Er ist seit 2010 Amateur-Rakugo-Künstler und Schüler von Kokontei Kikuchiyo, dem ersten professionellen Rakugo-ka in Japan. Rakugo (japanisch 落語 ‚gefallene Worte‘) ist eine japanische Form der Unterhaltung, die auf komischen Monologen beruht. http://www.justenoughjapan.com
Zulya Kamalova ist Tatarin. Die Zahl der Sprecher dieser Turksprache umfasst heute knapp 8 Millionen weltweit und 5,8 Millionen in Russlandischen Föderation. Zulya Kamalova wurde 1969 geboren in Sarapul in der Republik Udmurtien und wuchs in Tatarstan auf. Sie studierte in Perm, bevor sie 1991 nach Australien zog, erst nach Tasmanien, später nach Melbourne – wo sie in den letzten Jahren alle einschlägigen Preise im Bereich World Music gewonnen hat. Sie ist Gründerin des Plattenlabels “Unstable Ape Records”, der Band “Children of the Underground” und Direktorin von “The Boite”, einer legendären multikulturellen Musikorganisation des Bundestaates Victoria, die 1979 gegründet wurde und seither exzellente Künstler aus verschiedenen kulturellen Gemeinschaften sowie das gegenseitige kulturelle Verständnis, Kreativität, Zusammenarbeit, Zugang und aktive Teilnahme an den Künsten fördert. https://www.boite.com.au/ https://zulya.com
Karsten Wittke ist Koordinator kommunale Entwicklungspolitik für die Stadt Baruth/ Mark insbesondere in der kontinuierlichen Fortentwicklung der Gemeinde im Zusammenhang mit Kooperationsprojekten mit der Mongolei, zusätzlich ist er Nachhaltigkeitsbeauftragter der Kommune. Durch die unterschiedlichen Projekte im Bereich der kommunalen Entwicklungspolitik ist Wittke zu einem der wichtigsten Scharniere der Bundesrepublik Deutschland mit der Mongolei geworden und wird in diesem Zusammenhang bundesweit als Koryphäe anerkannt und zu Vortragsveranstaltungen, Diskussionsrunden und Workshops eingeladen. Mit ähnlichem Erfolg arbeitet er als Nachhaltigkeitsbeauftragter der Kommune und setzt auch in diesem Zusammenhang bundesweit Zeichen. Von seiner ursprünglichen Ausbildung als Künstler und vor allem als Maler wird seine Arbeit im Rahmen seiner Tätigkeit für die öffentliche Hand maßgeblich beeinflusst.
Susann Seifert wollte als gelernte Verwaltungsfachwirtin nach 19 Jahren die Stadt Altenburg nicht mehr nur verwalten, sondern gestalten. 2016 kündigte sie, gründete die Farbküche und später die Erlebe was geht gGmbH – ein Sozialunternehmen für mehr gesellschaftliches Mit- und Füreinander. Sie gehört zu den Initiator*innen der Initiative Stadtmensch und hat diese in Trägerschaft als Pilotprojekt der Nationalen Stadtentwicklungspolitik übernommen. Susann Seifert ist außerdem Macherin des Gründungslabors “Ahoi Altenburg”. www.stadtmensch-altenburg.org , https://www.erlebewasgeht.org/
Kurt Hofstetter (* 16. Juli 1959 in Linz), ist österreichischer Künstler und Komponist. Er lebt und arbeitet in Wien. Künstlerische Schwerpunkte: Konzepte, Computer-, Licht- und Internet-Arbeiten, Medienkunst Installationen im öffentlichen Raum, akusmatische Musik- und Klang Arbeiten, Experimental Videos in Zusammenarbeit mit Barbara Doser (Parallel Media), Prints, Skulpturen, Irrationale Muster. Seit 2002 veröffentlicht er wissenschaftliche Publikationen im Bereich der Geometrie. Seine Bahnbrechende Arbeit im Zusammenhang mit irrationalen Mustern wird international als herausragende Forschungsleistung aufgefasst und hat in seiner Kunst und Musik zu außergewöhnlich hoch geschätzten Ergebnissen geführt. Seine Stücke werden regelmäßig auf dem renommierten Musikfestival Wien Modern uraufgeführt.
Ammar Awaniy Der seit sieben Jahren in Magdeburg lebende Syrer ist Autor und Schauspieler. Sein erster Roman „Fackel der Angst. Von Homs nach Magdeburg“ spiegelt seine Verbundenheit mit seiner neuen Heimatstadt wider. Seine Hoffnungen, wertvollen Begegnungen und Träume zwischen Berlin, Halle und Leipzig lässt er in seinen Texten sprechen und leuchten. Seine Texte hat er mehrsprachig in verschiedenen Zeitungen, Büchern und Zeitschriften in Deutschland, Syrien und Rumänien veröffentlicht. Er interessiert sich besonders für die interkulturellen Geschichten zwischen Orient und Okzident, die er in jeder Zeile als Co-Autor der Anthologien „Der Pascha von Magdeburg. Der Orient in Mitteldeutschland“ (2019) sowie „ZWEIHEIMISCH. Die Erben des Paschas von Magdeburg“ (2022) repräsentierbar und überzeugend findet. www.ammar-awaniy.de
Barbara Doser (* 1961 in Innsbruck) ist eine österreichische Künstlerin. Sie arbeitet in den Bereichen Audioinstallation, Film, Video, Videoinstallation, Medieninstallation, Netzkunst, Radio und Performance. Barbara Doser studierte Kunstgeschichte an der Universität Innsbruck, wo sie 1989 promovierte. Seit 1994 ist sie freischaffende Künstlerin, seit 1998 arbeitet sie gemeinsam mit Hofstetter Kurt am Projekt “Sunpendulum” und sie bilden zusammen die Gruppe Parallel Media. Barbara Doser lebt und arbeitet in Wien.
Wolf Guenter Thiel: studierte zuerst Kunstgeschichte, Politische Wissenschaften und Städtebau an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn und danach an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe Kunsttheorie und Kulturwissenschaften. Er arbeitet als wissenschaftlicher Journalist, Herausgeber und Essayist für internationale Fachmedien und diverse Buchpublikationen. Als Kurator und Kulturmanager hat er in den USA, in China, in Italien, Südkorea, Hongkong, Österreich, Dänemark, Großbritannien, Polen und der Schweiz gearbeitet. Seit 2016 etablierte er mit Anke Leonhardt die Old School ICA in der Hansestadt Havelberg und führt Veranstaltungen zu Kunst, Film, Literatur, Theater und sozio-kulturellen Themen durch.
Katharina Nabel hat Biologie in Hamburg studiert und engagiert sich beruflich und privat für Naturschutz, Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit. Zusammen mit Karsten Bauer betreibt sie seit 2016 eine kleine Solawi (ökologischer Anbau regionaler, saisonaler Lebensmittel für einen festen Abnehmer*innen-Kreis und somit außerhalb kapitalistischer Sachzwänge). Daraus ist ein Interesse am Themenfeld regenerative Landwirtschaft, dem Erhalt bäuerlicher und vielfältiger Landwirtschaft, dem Humusaufbau, der Permakultur und dem Pflanzen von Gehölzen in der Land(wirt)schaft entstanden. Um das Konzept Agroforst in der Altmark bekannt zu machen haben die Beiden ein kleines Agroforstsystem begründet und die Organisation Agroforst Altmark gegründet. www.agroforst-altmark.de
Takwe Kaenders, ist als bildende Künstlerin Mitgründerin des Vereins „Rothener Hof e. V.“, Mitglied des Bundes Bildender Künstler Mecklenburg-Vorpommern und der Künstlergruppe E6-Email/Rügen. Sie arbeitet als Kuratorin und Vorsitzende des Landesverbandes Angewandte Kunst MV e.V. 2015 war sie Gründungsmitglied des Kunst- und Kulturrates des Landkreises Ludwigslust-Parchim und engagiert sich seit 2019 als Mitglied bei Salve e.V. – Verein zur Förderung interkultureller Bildung und Kunst sowie im Denkmal-Kultur-Mestlin e.V. https://www.takwe.de/
Heidulf Gerngross wurde 1939 in Kötschach in Kärnten geboren. Er absolvierte Architekturstudien in Wien und Graz sowie ein Studium der Malerei in Tokio. Sein Postgraduate Studium (Urban Design) machte er an der UCLA Los Angeles, das er 1971 mit dem Master of Science in Urban Land Economics abschließen konnte. 1976 gründete er das Architekturbüro Gerngross-Richter mit Helmut Richter. Gemeinsam mit Robert Schwan gründete er das Gerngross-Atelier. Den Archiquanten (Architekturteilchen zur Proportionierung architektonischen Machens) erfand er 1995. Ein Jahr später erregte er mit einigen Projekten seiner Gerngross-Werkstatt Wien Aufsehen, darunter die 1. Wiener Loft-Siedlung und die Friedrich-Kiesler-Schule in Wien-Leopoldstadt. 2002 wurden seine Beiträge casa privata und aula discorsiva bei der Architektur-Biennale in Venedig gezeigt. Das Architekturmodell capella bianca wurde daraufhin vom MAK / Museum für angewandte Kunst (Wien) angekauft. Seit 2003 ist Gerngross Herausgeber des Printmediums ST/A/R, Städteplanung, Architektur, Religion. Der Film „Der Archistrator. Heidulf Gerngross“ von RAUM.FILM. Wien wurde 2004 im Topkino Wien der Öffentlichkeit vorgestellt. 2008 erhielt er den Preis der Stadt Wien für Architektur.
Künstlerduo Philemon und Baucis alias Stefan Kamlah und Christiane Nierle hat sich vor vielen Jahren zusammengetan und lebt und arbeitet in Ritze bei Salzwedel. Stefan Kamlah (Philemon) beschäftigt sich seit nun mehr zwei Jahrzehnten mit Upcycling von Holz und anderen Materialien und stellt z.b Mosaik-Tische aus Palettenhölzern her, produziert Filme aus Holzplättchen oder macht Holz lichtdurchlässig. Nachhaltigkeit und Zeitmanagement sind die großen Themen die ihn beschäftigen. Was machen wir in der Zeit, die durch fortschreitende Automatisierungsprozesse frei wird? Wofür wollen wir die frei gewordene Zeit nutzen? Christiane Nierle (Baucis) ist Artistin, Künstlerin und Tanzpädagogin. Sie hat aa der Akademie der bildenden Künste München Kostüm und Bühnenbild studiert und hatte davor eine Circus Ausbildung gemacht. Sie beschäftigt sich mit Malerei, Stelzentheater und Nähen. Es geht ihr darum alles – das ganze Leben – ganzheitlich freundlich zu gestalten, die Liebe im Mittelpunkt zu halten und nachhaltig mit gebrauchten Materialien zu arbeiten. Philemon und Baucis kreierten bisher dutzende Projekte unter anderem auch Teppichcollagen aus gebrauchten Messeteppichen.
Ruslan Slavatovich Gabbasov ist Leiter des Baschkirischen Nationalen Politischen Zentrums (BNPC, Bashnazpolit), das von ihm Ende 2021 im Exil im Zusammenhang mit der wachsenden Welle der Repressionen gegen die nationale Bewegung in Baschkortostan mit gegründet wurde. Das BNPC setzt sich ein für die nationale Selbstbestimmung der Baschkiren, gegen die Repressionen der russländischen Zentralmacht gegen ethnische Minderheiten und für eine ausgewogene Nationalitätenpolitik. Zusammen mit Tataren, Kalmüken und Russen der Plattform “Selbstbestimmung der Völker Russlands” tritt Gabbasov ein für die Rechte der indigenen Völker Russlands auf nationale Selbstbestimmung, auf freie Entfaltung von Sprache, Bildung und Kultur sowie eine Zukunft der Russländischen Föderation als Bundesunion freier Nationalitäten. Gabbasov lebt mit Frau und Kindern nach langer Trennung wiedervereint im Exil in Vilnius, Litauen. Er engagiert sich aktiv an Anti-Kriegs-Konferenzen mit russischen Dissidenten wie Gary Kasparov. http://bashnational.com
Mustafa Mustafa ist ein syrisch-kurdischer Musiker, spielt Saz und hat sich vor einigen Monaten in Berlin niedergelassen. Davor war er 5 Jahre lang in Magdeburg zu Hause. Als Mitglied der .lkj)–Musikgruppe SÊKOŞ reflektiert er mit seinen Klängen die Existenzgeschichte seines Volkes. Seine Saz, die ihn auf seinem Fluchtweg begleitete und seine Einsamkeit linderte, ist auch mit der interkulturellen Geschichte zwischen Ost und West verbunden, denn ihr Echo erzählt von einer Vergangenheit, die bis nach Zentralasien zurückreicht. https://icatatexorientelux.wordpress.com/2021/01/26/trio-sekos-magdeburg/
Anke Leonhardt, lebt und arbeitet in Berlin und Havelberg als Grafik-Designerin und freie Künstlerin. Nach dem abgeschlossenen Studium an der Fachhochschule des Landes Rheinland-Pfalz, Mainz, im Fach Kommunikationsdesign ist sie von 1991 bis heute als Grafik-Designerin für unterschiedliche Werbeagenturen und Unternehmen als feste und freie Mitarbeiterin in Berlin tätig. Sie arbeitete als Grafik-Designerin in Agenturteams für Kunden wie die KPM Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin. Seit 2015 gilt ihre Aufmerksamkeit verstärkt der Gestaltung von Buchpublikationen zu Kunst und Kultur und der Betreuung von Künstler*innen und Kulturinstitutionen. Als freie Künstlerin beschäftigt sie sich mit Fotografie, Malerei und Zeichnung. Seit 2018 lebt sie vor allem in Havelberg.
Anne Buch ist bildende Künstlerin in Salzwedel, engagiert in der Kunstnische e.V., im Kunsthaus Salzwedel, bei den Vereinen „Wagen und Winnen“ e.V. und dem Bürgermeisterhof e.V. sowie als freie Künstlerin Streiterin für mehr künstlerische Perspektiven, indem sie sich für eine Kinder- und Jugendkunstschule für den Altmarkkreis Salzwedel einsetzt.
Hella Popp studiert Kunst in Bozen und ist fokussiert auf Videografie, Fotografie und Formen der darstellenden Kunst. Sie versucht dabei die Realität abzubilden und zu kommentieren. Mit ihren Arbeiten will sie neue Wege erschliessen. Wege, die zu einer Welt führen, die sensibel, gerecht und inklusiv ist. Ihr Ausdruck reicht dabei von subtil bis sehr direkt.
Mieste Hotopp-Riecke ist 1967 in der Hansestadt Gardelegen geboren. Besonders deutsch-tatarische Interkulturgeschichte, das von ihm geleitete Institut für Caucasica-, Tatarica- und Turkestan-Studien sowie seine zweite Muttersprache Plattdeutsch liegen ihm am Herzen. Seit 1984 ist er als Musiksammler, Turkologe und Publizist unterwegs, bis 1989 von Thüringen bis Usbekistan, seit der Wiedervereinigung Deutschlands vor allem zwischen Kurdistan, der Dobrudscha und Tatarstan. Nach 17 Jahren in Istanbul, Wien, Damaskus, Simferopol und Berlin, Maguster- und Promotionsabschluß lebt er mit Familie in Magdeburg. Er ist Vizepräsident der Gesellschaft für OSTERUOPA-FÖRDERUNG, Mitglied der Gesellschaft für Turkologie, Osmanistik und Türkeistudien, der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft sowie Projekt-Fellow an der Akademie der Wissenschaften Tatarstans, wo er Mitherausgeber ist von Historical Ethnology. Seine letzte Veröffentlichungen / Herausgeberschaften sind Der Pascha von Magdeburg. Der Orient in Mitteldeutschland. Ost-Nordost/ICATAT, Magdeburg 2019 sowie Auf dem Lande alles dicht (?). hirnkost, Berlin 2020 und ZWEIHEIMISCH. Die Erben des Paschas von Magdeburg hirnkost, Berlin 2022. www.icatat.de
Maren Ernst, Mag. Art. (Linguistik, Slawistik). Seit 30 Jahren Konzeptentwicklung im Bereich sozialer Innovation und Bildung mit Schwerpunkt Zentralasien. Mit-Gründerin und Leitung von Uplift-Aufwind e.V. (Deutschland-Kirgisistan).
Die UTOPIENALE ist ein Kooperationsprojekt des Institutes für Caucasica-, Tatarica- und Turkestan-Studien (ICATAT), Wagen- und Winnen e.V., dem Bürgermeisterhof e.V. Salzwedel, der .lkj) / Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt e.V., der OLD SCHOOL ICA Havelberg und weiteren Trägern, gefördert aus Mitteln der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt
Mit Lesungen, Kurzkonzerten und dem Signieren von Büchern verabschiedet sich ein internationales Jugend-Kulturprojekt aus dem City Carré. Es signieren am 27.10. Nellja Veremej, Nele Heyse, Gunther Hirschligau und am 30.10. Conrad Engelhardt, Ammar Awaniy und Charlotte Buchholz.
Ort: City-Carré Magdeburg
Termin: 27. & 30. Oktober 2020 l 17:30 – 18:30 Uhr
Besondere Zeiten verlangen auch besondere Kulturformate: Um trotz der Corona-Pandemie Kunst und Kultur zu den
Menschen zu bringen, ersannen die Macher*innen des Buches „Der Pascha von Magdeburg“ eine Ausstellung mit Begleitprogramm. Die Kontakt-Regeln beachtend wurden mit Jugendlichen GeoCaching-Safaris
und Kalligrafie-Workshops durchgeführt und nun erwarten die Gäste des City-Carré Magdeburg zwei Lesekonzerte: Am 27. Oktober lesen und signieren die ehemaligen Stadtschreiberinnen von Magdeburg,
Nele Heyse und Nellja Veremej, zusammen mit dem Schriftsteller Gunther Hirschligau und am 30. Oktober Verleger und Autor Conrad Engelhardt zusammen mit Charlotte Buchholz und Ammar Awaniy.
Begleitet werden die Lesungen von der Gruppe SÊKOŞ. Die Band fand sich durch das Pascha-Buch-Projekt zusammen und besteht aus dem krimtatarischen Saxophonisten Enver
İbrahimoğlı sowie den kurdischen Musikern Moustafa Moustafa an der Saz und Alan Othman am Cajon.Die Moderation übernehmen Dr. Mieste
Hotopp-Riecke und Ammar Awaniy. Hinter den Kulissen wirbeln die Kinder und Jugendlichen der Projektgruppe ZWEIHEIMISCH. ;-)
Zu Sachsen-Anhalts langer Migrations- und Integrationsgeschichte entwickeln Jugendliche gemeinsam via sechs kultureller CrossMedia-Bildungswerkstätten sechs Produkte (manuell-praktisch / künstlerisch-virtuell) begleitet von einem Online-Blog zur Interkulturgeschichte Mitteldeutschlands.
Unsere Kinder- und Jugend-Workshops finden statt unter der Überschrift „ZWEIHEIMISCH:CROSSMEDIA. Mit dem Pascha von Magdeburg mobil zwischen Altmark und Aga-Tal“. Das Wort „zweiheimisch“
beschreibt dabei die Verortung vieler Menschen nicht „zwischen“ zwei Kulturen, sondern ihr Beheimatet-Sein IN zwei oder mehreren Kulturen. Mobilität ist gerade in ländlichen Räumen ein großes
Thema. Nicht nur historisch, also wie waren unsere Vorfahren unterwegs, woher kamen sie, sondern auch heute bestimmen Pendler-Alltag, Zuzug und Wegzug den Alltag der Menschen. Die Jugendlichen
bearbeiten in unterschiedlichen gemischten Gruppen künstlerisch die Themen Fremdheit, Nähe, Heimat, Ankommen, Wegziehen u. Begegnung. Welche Träume, Märchen und Geschichten ranken sich ums
Bleiben und Fortgehen?
CrossMedia beschreibt unsere Arbeitsweise: Mittels online- und offline-Kultur-Techniken sind junge Menschen kreativ tätig- auch mit corona-bedingten Abständen lässt es sich so arbeiten. Wie der
Untertitel „Von der Altmark bis zum Aga-Tal" verrät, ist das Projekt nicht auf die Altmark beschränkt sondern wird bis zum südlichsten Zipfel Sachsen-Anhalts reichen, bis zum Aga-Tal nahe
Gera.
Arbeitsbasis u. Inspiration ist mit 45 Interkulturgeschichten zwischen „Orient“ und Mitteldeutschland das Buch „Der Pascha von Magdeburg. Der Orient in Mitteldeutschland“, das wir erstmals als
Grundlagenmethode und gekoppelt mit einem Blog nutzen und erstmals im ländlichen Raum testen. Die Workshops zu unterschiedlichen Kunstgattungen werden von den Jugendlichen selbst mit Inhalt
gefüllt, umgesetzt und präsentiert. Dabei sind die autarken Inhalte kombinierbar zu einer abschließenden Zweiheimisch-Soirée im Herbst im City-Carré Magdeburg.
Gefördert wird die Workshopreihe in Sachsen-Anhalt durch das Porgramm "Mein Land. Zeit für Zukunft" der tgd (Türkische Gemeinde Deutschland e.V.) aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung
und Forschung (Förderprogramm "Kultur macht stark").
Gottes ist der Orient!
/ Gottes ist der Occident!
/ Nord- und südliches Gelände
/ Ruht im Frieden seiner Hände!
Johann Wolfgang von Goethe
(aus: West-Östlicher Diwan)
Unterstützt von Fachkräften und Ehrenamtlichen bearbeiteten Jugendliche unter dem Oberthema des Projektes „ZWEIHEIMISCH“ ein selbstgewähltes Thema aus ihrer Lebenswelt künstlerisch - inspiriert durch eine der 45 Interkulturgeschichten aus dem Buch "Der Pascha von Magdeburg. Der Orient in Mitteldeutschland".
Im Workshop I war geplant zusammen mit dem Literaturhaus Magdeburg und dem Förderverein der Schriftsteller eine Soirée zu entwickeln. "Soirée" ist französisch und bezeichnet eine besondere
kulturelle Abendveranstaltung, bei der sich Menschen gemeinsam zum Singen, Rezitieren, Trinken, Musizieren, Theaterspielen, Karten- und Gesellschaftsspielen, Vorlesen und Gesprächen treffen.
Wegen der Corona-Pandemie konnten wir uns jedoch nicht in großer Runde treffen und überlegten, was wir tun können.
Die Jugendlichen kamen dann auf die Idee, die Live-Soirée in eine Fillm-Soirée umzuwandeln: So erstellten wir in vielen vielen Einzelschritten einen Soirée-Film aus Lyrik, Musik, Lesungen und Buchgesprächen. Dafür musste viel geskypt werden, in Zweier-Tandems geprobt, Chatgruppen eingerichtet und Online-Treffen durchgeführt werden. Zum Glück kannten wir von vorigen Projekten Viktoria Lukina und Bettina Wiengarn, die uns sofort Hilfe zusagten. Nun musste Dekoration gefunden werden, Online-Gedichts-Workshops und Musikproben in Kleingruppen organisiert werden, Drehbuch besprochen und geschrieben und Musikauswahl getroffen, Illustrationen unausgesucht und Autor*innen kontaktiert werden... So entstand gemeinsam unser Soirée-Film "Der Pascha von Magdeburg", der nun als Projektpräsentation des gesamten Projektes "Zweiheimisch:Crossmedia"" gelten kann.
Und hier finden Sie die Film Soirée:
Die Krimtataren sind eines der ältesten Völker islamischen Glaubens in Europa mit einer langen teils schmerzhaften Geschichte von Deportationen, Unterdrückung und Völkermord. Auch die Annexion ihrer Heimat 2014 durch die Russländische Föderation bedeutet erneut einen tiefen Einschnitt ins kulturelle Gedächtnis und die gesellschaftliche Realität der Krimtataren: Es gab während und nach der Annexion Verhaftungen, Hausdurchsuchungen extralegale Morde durch die Besatzungsmacht und tausende von Krimtatar*innen wurden von der Halbinsel Krim erneut ins Exil gedrängt. Umso wichtiger sind Projekte wie der Märchenfilm „Hıdır Dede“, der zeigt, wie Künstler*innen von der Krim und der freien Festland-Ukraine gemeinsam dafür kämpfen, ihre nationale Identität und ihr kulturelles Erbe zu bewahren. „Hıdır Dede“ ist also weit mehr als nur ein abendfüllender erster Märchenfilm in krimtatarischer Sprache.
In unserem Hidir-Dede-Workshop wollten wir eigentlich gemeinsam mit krimtatarischen Filmschaffenden den Film anschauen, mit ihnen über ihre Arbeit sprechen und gemainsam den Märchen film in Magdeburg und Halle, in der Altmark und in Leipzig vorstellen mit krimtatarischer Musik und krimtatarischem Essen... Doch auch hier mussten wir wegen der Corona-Pandemie umplanen: Viele Skype-Treffen, Online-Märchenstunden, Kleingruppen-Recherchetreffen, Tandem-Textwerkstätten waren nötig, um Kontakt zu halten mit den Künstler*innen auf der Krim und untereinander. Wir besprachen die historischen Hintergründe des Namens Hıdır Dede, wir schauten Videos aus vielen anderen Ländern zum Thema Hızır Dede, übersetzten, besprachen Kostüme, Mode, Musik, Geografie und Klima der Krim... Also alles, was man gut auch von zuhause aus machen kann.
Die Geschichte vom Heiligen Hıdır
Al-Chidr ist arabisch ( الخضر, auch al-Ḫaḍir, türkisch Hızır, krimtatarisch Hıdır) und bedeutet ursprünglich ‚der Grüne‘. Er ist ein islamischer Heiliger, der die Jahreszeiten symbolisiert, also die sich erneuernde Natur und Hızır gilt als Personifikation des Guten vor allem in der Vorstellungswelt der Muslime. Aber auch bei den christlich-orthodoxen Gagausen, in der Religion der Jesiden, der Drusen, der Hindus und der Alewiten spielt Hıdır oder Hızır eine Rolle. Einige Muslime betrachten ihn auch als Propheten. Nach verbreiteter Vorstellung lebt al-Chidr in der Verborgenheit und wird nur gelegentlich für einzelne Menschen sichtbar, wobei er unterschiedliche Gestalt annehmen kann.
Eine der wichtigsten Grundlagen für die islamische Chidr-Verehrung ist die Erzählung aus dem Koran über den frommen Gottesknecht, der Moses auf die Probe stellt (Sure 18:65–82). Aufgrund eines Hadiths, einer Strophe in dieser Sure, wurde al-Chidr als dieser Gläubige erkannt oder gleichgesetzt. Sufis und Derwische betrachteten al-Chidr wegen dieser Erzählung als eines ihrer wichtigen Vorbilder. In einer besonders engen Beziehung wird al-Chidr auch zum Propheten Elias aus der Bibel (bzw. dem rechtschaffenden Propheten Ilyas aus dem Koran) gesehen. Nach einem verbreiteten Glauben ist die Erde zwischen al-Chidr und Elias aufgeteilt, wobei Beide jährlich einmal zusammenkommen sollen. In Anatolien und bei verschiedenen muslimischen Gemeinschaften des Balkans und in Osteuropa wird diese Zusammenkunft am 6. Mai mit dem Hıdrellez-Fest gefeiert. Auch die Krimtataren in Deutschland feiern dieses Fest, das seit 2016 als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe gelistet ist.
Seit dem 18. Jahrhundert ist Hıdır in den Literaturen West- und Mitteleuropas eine beliebte Figur als spiritueller Führer von Dichter*innen und Menschen, die einen mystischen Weg beschreiten.
Hıdır Dede und die Corona-Pandemie
Wir hätten uns gewünscht, zusammen mit unseren Jugendgruppen und den Filmemacher*innen aus der Ukraine sonnige Märchentage zu verbringen, jedoch war es zur "bleiernen" Zeit des kompletten Lockdowns nicht einmal möglich in Kleingruppen zusammen zu kommen. Umso mehr interessierte uns das Schicksal der Kinder, Jugendlichen und Künstler*innen auf der Krim und in der Ukraine. Wie wir in Skypegesprächen erfuhren, kamen wegen des Wegfalls der Türkei, Griechenlands, Ägyptens und Zyperns zehntausende Tourist*innen mehr auf die Krim: Aus dem sogenannten nahen Ausland, der ehmaligen Sowjetunion aus Armenien, Mittelasien sowie aus der ganzen Russländischen Föderation. Zeitversetzt zu China und Mittel- und Westeuropa machte sich dann das Corona-Virus umso rasanter breit. Viele Menschen konnten nicht mehr in reguläre Krankenhäuser aufgenommen werden, selbst Geburtshäuser und Sanatorien wurden zu Corona-Stationen umfunktioniert.
Angesichts dieser Situation konnten wir natürlich unseren Mensch-zu-Mensch-Plan nicht umsetzen, arbeiteten aber an der Übersetzung des Märchenfilms vom Krimtatarischen ins Deutsche (unter der Anleitung von Dzhemile Umerova), lernten Vieles über das Anfertigen von Untertiteln, Filmproduktion und -finanzierung und möchten nach der Corona-Zeit schöne Märchenfilm-Vorführungen in Deutschland und der Ukraine sowie Diskussionen und Filmfeste organisieren!
Unterstützt von den Fachfrauen Charlotte Knappstein (Theaterpädagogin/Schauspilerin) und Claudia Rosin
(Künstlerin/Theatertechnikerin) sowie Astrid Triebe, der Jugendklub-Leiterin, und ehrenamtlichen Helfer*innen bearbeiten Jugendliche unter dem Oberthema des Projektes „ZWEIHEIMISCH“ das Thema
Mobilität im Wandel, künstlerisch - inspiriert durch die Geschichte des Christian Freidrich Aly, eine der 45 Interkulturgeschichten aus dem Buch "Der Pascha von Magdeburg. Der Orient in
Mitteldeutschland".
Die Jugendlichen in Bittkau erarbeiten theatral, grafisch und poetisch ein Heimat-Logbuch, improvisieren, spielen, fantasieren gemeinsam, entwickeln Ideen und Szenen vom Dableiben und Weggehen, vom Alltag, vom Urlaub, vom Mobilsein hier und
andernorts und vom Träumen. Zusammen werden Pausen gemacht, wird Eis geschleckt, gekocht, fotografiert. Die Vorbereitungstreffen in Bittkau und Magdeburg fanden im heißen Julei statt. Wir freuen
uns nun auf eine tolle Woche!
🎭
Die Kinder und Jugendlichen erstellten in Havelberg und Umgebung einen digitalen Kalligrafie-Rezepte-Blog aus Lyrik, Musik, Anekdoten und Innovationen rund ums Essen - auch koscher, helal, vegan - , wovon Segmente nach dem Abschlußworkshop 6 gemeinsam überarbeit in die Projektpräsentation "Zweiheimisch-Soirée" im Oktober einfloss. Wir kochten, schmeckten und fragten: Würzte tatsächlich Sultan Saladin seinen Kaffee mit Zimt, Ingwer und Kardamom? Wann kam das Urgetreide Kamut, auch Chorasan-Weizen genannt, zu uns? Vor hundert Jahren während des Ersten Weltkrieges wurde für muslimische und jüdische Kriegsgefangene in Havelberg »helal« und »koscher« gekocht. Was bedeuten Begriffe wie »helal«, »vegan« und »koscher«? Heute hat eine Molkerei mitten in der Altmark Koscher- und Helal-Zertifikate für die Herstellung von Käse, Jogurt und Milchprodukte. Wie kam es dazu?
Die Teilnehmenden waren in Tandems und Kleingruppen auch mit verschiedenen Tätigkeiten beschäftigt, die zum Projektmanagement dazugehören, lernten SMART-Planungswerkzeuge kennen, unterstützten hinter den Kulissen den Heimat-Literatur-Abend in der Buchstation und verabschiedeten eine Flaschenpost in die Elbe.
Unterstützt von den Künstler*innen Edmon Malko, Iman Shaaban und Ehrenamtlichen bearbeiten Jugendliche unter dem Oberthema des Projektes „ZWEIHEIMISCH“ das Thema "Helal. Koscher.Lecker", künstlerisch - inspiriert durch die 45 Interkulturgeschichten aus dem Buch "Der Pascha von Magdeburg. Der Orient in Mitteldeutschland".
Im Selber-Kochen-Modul mit Jaqueline Tippel vom Bioladen "Unbehandelt" stellten wir alle zusammen vegane Leberwurst her. Hier findet Ihr das Rezept von Jaqueline und in ihrem Laden 1001 zauberhafte leckere Dinge:
200g Räuchertofu
250g Kidneybohnen (Dose)
1-4 Knoblauchzehen
2 Schalotten
2-4 EL getrockneten Majoran (Tüte)
ca 5 EL Olivenöl
1 Bund Petersilie
etwas Kokosfett oder Bratöl, Salz, Zucker, Pfeffer
Die Jugendlichen erstellen eine Abschluß-Soirée unter Verwendung aller Sequenzen / Ergebnisse aus den Performances, aus Poetry/Lyrik, Audio & Musik und Kalligrafie, die von den vorherigen WorkshopGruppen für den Abschlußworkshop 6 gemeinsam erarbeitet wurden und nun in die Projektpräsentation "Zweiheimisch-Soirée" ende Oktober einfließen.
Im Projektzeitraum kamen die Teilnehmenden der verschiedenen Workshopgruppen 1 - 5 zum Austausch und zur gemeinsamen Projektarbeit temporär zusammen - pandemie-bedingt in Kleingruppen und/oder in digitalen Formaten.